In der Halle hört man die Pfeile auf die Scheiben treffen. Ein gewohntes Geräusch, was Freude weckt.
„Ein tolles Gefühl“: So erlebte ich meine LVM Bogen Halle
Ein Blick auf das Handy verrät: eine neue E-Mail liegt im Postfach. Die E-Mail stammt von meinem Verein. Endlich ist Sie da! Die Betreffzeile verrät bereits, dass es die Startberechtigung (Startkarte genannt) für die LVM Bogen Halle ist.
Die Freude ist groß. Vor Weihnachten waren die Limitzahlen bereits bekannt gegeben worden und somit wussten wir schon, dass wir zur LVM fahren würden. Und trotzdem – wie wir ja bereits aus Turniererfahrung wissen – ohne die Startkarte kann man bei der LVM auch nicht antreten. Gemeinsam mit den Vereinskollegen hatten wir schon die Startlisten durchstöbert, somit wusste ich, dass ich auf Scheibe 18B starten würde. Natürlich haben wir auf der Startliste auch schon die ein oder anderen Namen von Schützen erkannt, die wir mittlerweile durch andere Turniere kennen. Umso größer ist die Freude, weil man bekannte Gesichter wieder sieht.
Sonntagvormittag geht es dann also los. Der Bogenkoffer ist verstaut, ebenso der Rucksack mit Fernglas und kleinen Naschereien zur Nervenberuhigung. Und so ziehen wir los, erneut Richtung Altenkirchen. Wir waren tags zuvor schon vor Ort gewesen, da mein Mann bereits am Samstag startete. Für mich ein kleiner Vorteil, so konnte ich mir schon einen Tag früher die Örtlichkeiten anschauen und den ein oder anderen Plausch halten. Die Autofahrt dauerte eine gute Stunde, am schönsten war die Gegend abseits der Autobahn. Schneeweiße Bäume, es wirkte wie gemalt und die ganze ländliche Umgebung strahlte eine entspannende Ruhe aus.

Der Wettkampf läuft.
Als wir ankommen, geht es als erstes zur Anmeldung und von dort aus in die Umkleiden, um die Bögen aufzubauen, denn der erste Durchgang schießt noch seine letzten Pfeile. Wir sind immer mindestens eine Stunde eher auf den Turnieren, es ist eine Art ruhiges Ankommen, bei einem Kaffee mit Bekannten reden und natürlich erfragen, wie es denn für die Schützenkollegen gelaufen ist.
In der Halle hört man die Pfeile auf die Scheiben treffen. Ein gewohntes Geräusch, was Freude weckt. Nach der „Qualirunde“ wie wir sie nennen, gab es für einige Klassen noch ein spannendes Finalschießen. Finalschießen ist immer wieder sehenswert. Vor allem, wenn die Ringzahlen so dicht beieinander liegen. Während ich mich noch an den gestrigen Tag erinnere, wie schön es war, dass der Rheini für die Jugend da war und dass wir den Vizepräsidenten Süd vom RSB, Dirk Friese, zu Gast hatten, gibt die Ampel ein dreifaches piependes Signal von sich. Alle klatschen respektvoll. Eine Geste und ein Zeichen, dass der Wettkampf vorbei ist. Alle Pfeile sind geschossen und die neuen Landesmeister stehen fest.
Während die Ringzahlen auf Papier gebracht und die Siegerehrung vorbereitet wird, tauschen wir Schützen unsere Plätze, diejenigen die sich nun erholen können und diejenigen, die sich für den Wettkampf vorbereiten. So auch ich. Bogen aufstellen, noch ein letztes Mal schauen, dass man alles dabeihat, ein kurzes Gespräch mit den Schützen, mit denen man sich eine Scheibe teilt. Dann geht es zur Bogenkontrolle. Jeder Schütze muss den Kampfrichtern seinen Bogen zeigen inkl. Zubehör und Pfeile. Hat alles seine Richtigkeit, bekommt man seinen Kontrollaufkleber, der zeigt: Dieser Bogen darf im Wettkampf geschossen werden.
Nach der Begrüßung und der Vorstellung der Kampfrichter beginnen wir unsere Probepassen. Vier Passen werden es. Während dieser Passen kann jeder Schütze an seinem Bogen kleine Feinheiten anpassen. Zum Beispiel sein Visier. Nach den Probepassen geben die Kampfrichter den Wettkampf frei und ab jetzt zählen die Wertungspfeile. Die ersten drei Pfeile sind immer die Pfeile, die mich nervös machen, obwohl ich mich schon zu den Turniererfahrenen zählen würde. Diese Nervosität vergeht und meistens finde ich schnell in den gewohnten Schussablauf. Da ich meine Mitschützinnen kenne, sind wir alle recht entspannt und scherzen hier und da herum. Die Halle an sich finde ich schön, auch wenn hinter der eigentlichen Schießlinie nicht viel Platz ist, so hilft die Tribüne, dass auch Zuschauer einen guten Blick auf das Geschehen haben. Nach den ersten 30 Pfeilen bin ich mit meinem Ergebnis zufrieden – 277 Ringe werden es. Da in meiner Wettkampfklasse Compound Damen 3 Starterinnen angetreten sind, reicht meine aktuelle Ringzahl für den 1. Platz. Wir machen eine kurze Pause.

Bogenkontrolle vor dem letzten Wettkampf.
Kurze Analyse, was läuft gut, was eher nicht so toll. Kurz durchatmen bevor wir in die letzten 30 Pfeile starten. Probepassen gibt es nach der Pause keine mehr. Während des gesamten Wettkampfes sehen wir natürlich, was die Mitschützen für Ringe schießen. Denn wir gehen alle gemeinsam zu den Scheiben, um unsere Ringzahlen zu notieren und die Pfeile zu ziehen. Zwischen mir und meiner Schützenkollegin wird es, wie zur Bezirksmeisterschaft, wieder knapp. Unsere Ringzahlen liegen sehr dicht beieinander. Während ich auf meinen Schießzettel 10-9-9 verzeichnen kann, ist es bei ihr eben eine 10-10-8. So ähnlich zieht es sich durch die letzten 30 Pfeile. Erneut hören wir die Ampel, die ein dreifaches piependes Signal von sich gibt. Wir klatschen und bedanken uns gegenseitig für den sportlichen und freundschaftlichen Umgang im Wettkampf miteinander. Nun stehen auch bei uns die Endergebnisse und die neuen Landesmeister fest. Ich erreiche 540 Ringe. Meine Kollegin 539 Ringe. Manchmal macht ein einziger Ring den Unterschied. Sie gratuliert und freut sich mit mir.


Ansprache des Stadtbürgermeisters der Kreisstadt Altenkirchen, Ralf Lindenpütz, Ulrike Koini und Sportleiter Bogensport Peter Lonny.
Erster Beigeordneter des Verbandsgemeinderates Altenkirchen-Flammersfeld Rolf Schmidt-Markoski, Ulrike Koini (Ausrichter), die Kampfrichter des 2.Wettkampftages (v.l.n.r.).

Die Siegerehrung zeigt, dass auch neun Personen auf ein so kleines Siegerehrungspodest passen.
Wir verlassen die Halle, um unsere Bögen abzubauen. Draußen verweilen wir und unterhalten uns über den Wettkampf und welche Turniere man in der kommenden Außensaison bestreiten möchte. Mittlerweile hängen die Ergebnislisten aus. Alle Schützen können ihre Ergebnisse nun sehen und ihre erreichten Platzierungen. Mit meinen 540 Ringen habe ich es geschafft. Ich bin Landesmeisterin in meiner Wettkampfklasse geworden. Ein tolles Gefühl.
Mit meinen 540 Ringen habe ich es geschafft. Ich bin Landesmeisterin in meiner Wettkampfklasse geworden. Ein tolles Gefühl.
Abschließend möchte ich mich bei allen Helfern und Kampfrichtern und Organisatoren bedanken, dass solche Wettkämpfe ausgetragen werden können. Denn man sollte auch als aktiver Bogenschütze nicht vergessen, dass es Menschen gibt, die beim Auf- und Abbau, beim Catering und vielem anderen helfen und somit solche Veranstaltungen erst möglich machen.
Vielen lieben Dank!
Sandy Stegmann
