
SSG Kevelaer: Das Vertrauen auf die eigene Stärke
Sie sind Dauergast im Bundesligafinale und haben bereits viermal den Titel mit dem Luftgewehr gewinnen können. Dieses Jahr hat es für die SSG Kevelaer leider nicht für den Sprung aufs Podest gereicht – zufrieden ist man bei den „Tigern“ aber dennoch. Denn trotz Personalsorgen blieb sich die Mannschaft treu, vertraute auf die eigene Stärke und erzielte damit einen guten vierten Platz.
„Wir sind nicht der Verein, der groß auf die Suche nach Top-Stars geht, seit 2018 haben wir niemanden mehr von außerhalb zum Team geholt“, so Trainer Simon Janßen angesprochen auf die vielen „Ausfälle“ im Laufe dieser Saison. Internationale Verpflichtungen für Anna und Franka Janßen, ein studiumsbedingter Umzug von Hannah Wehren nach München sowie die Schwangerschaft von Aneta Stankiewicz und die komplizierte Einreisemöglichkeit für Sergey Richter aus Russland sorgten das ein oder andere Mal für Schwierigkeiten bei den Kevelaerer Personalplanungen. Für Janßen allerdings kein Grund für große Unruhe: „Wir konnten zwar die ganze Saison nur von Wochenende zu Wochenende planen, das hat aber gut funktioniert.“ Auch wenn das heißt, dass der Trainer selbst mal ran muss.
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Internationale Verpflichtungen: Anna Janßen fehlte den „Tigern“ in einigen Wettkämpfen.
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Trainer Simon Janßen und Schwester Anna in der Vorbereitung auf den Wettkampf.
Trotz aller Sorgen hat sich die SSG Kevelaer in einer herausfordernden Vorrunde am letzten Wettkampf-Wochenende vor heimischer Kulisse für das Finale qualifiziert – das Ergebnis harter Arbeit, aber auch das Ergebnis des Vertrauens auf sich selbst. Statt wie bereits erwähnt die dünne Personaldecke mit Verpflichtungen von außerhalb zu füllen, schaut man sich in Kevelaer lieber in den eigenen Reihen um. So bekam diese Saison Nachwuchstalent Marie Billion ihre Chance, sich in der Bundesliga mit den besten Luftgewehrschützinnen und -schützen zu messen. „Marie hat sich hervorragend in die Mannschaft eingefügt und ihren Teil dazu beigetragen, dass wir wieder im Finale standen. Seit vielen Jahren setzen wir auf unsere eigene Jugend und sind stolz darauf, dass das so gut funktioniert. Das ist ein sehr gutes Zeichen für den Verein und unsere Arbeit“, zeigt sich Trainer Janßen stolz. Auf der Ausländerposition konnte sich das Team zudem auf den Italiener Marco Suppini verlassen, der in dieser Saison eine wichtige Stütze war.

Marie Billion ist eine der Nachwuchs-Hoffnungen in Kevelaer.


Auf Marco Suppini (m.) war diese Saison immer Verlass.
Für das Kevelaerer Team steht noch ein Besuch bei Marco Suppini in Italien aus.
Auch wenn die Vorrunde ergebnistechnisch nicht die beste der vergangenen Jahre war, starteten die „Tiger“ selbstbewusst und positiv gestimmt ihre Reise nach Rotenburg an der Fulda, um sich dort im Viertelfinale mit 3:2 gegen die SSG Dynamit Fürth aus der Süd-Gruppe durchzusetzen. Es folgte im Halbfinale das Aufeinandertreffen mit ST Hubertus Elsen. Der Nord-Meister aus Paderborn, der sich am Ende auch den Gesamt-Titel sicherte, absolvierte eine nahezu makellose Vorrunde, wackelte im Viertelfinale gegen Kronau, fand dann aber ausgerechnet gegen Kevelaer zur gewohnten Stärke zurück. „Unsere Niederlage gegen Elsen im Halbfinale geht im Großen und Ganzen in Ordnung. Wir müssen unsere Saison realistisch einschätzen und zum Schluss kommen: Auf das Erreichen des Bronzefinals und die Art und Weise wie wir unsere Wettkämpfe bestritten haben, können wir stolz sein“, bilanziert Trainer Simon Janßen – auch wenn es im Match um Platz drei gegen den SV Wieckenberg nicht für eine Medaille gereicht hat.

Letztes Coaching vor dem Bronze-Match für Marie Billion
Vielleicht klappt es ja in der nächsten Saison wieder mit einer Podiumsplatzierung. Bis es wieder losgeht, werden noch einige Monate vergehen, doch bereits jetzt steht fest: Die Zusammenstellung der Mannschaft wird erneut intern geklärt. „Wir werden unseren Weg weiter verfolgen. In unserer zweiten Mannschaft warten schon weitere Talente, die sich einen Einsatz in der Bundesliga verdient haben. Der Erfolg ist aus unserer Sicht viel mehr Wert, wenn wir ihn mit Eigengewächsen feiern können. Das ist auch gut für die Stimmung innerhalb des Vereins“, so Simon Janßen.
In Kevelaer geht es nicht nur um das Schießen an sich, es steckt viel mehr dahinter. Nicht umsonst bezeichnet man sich als große Familie, die gemeinsam an einem Strang zieht. „Wir pflegen einen sehr lockeren und entspannten Umgang untereinander. Selbst wenige Minuten vor einem Wettkampf spaßen wir rum, wissen wenn es ernst wird aber auch: Bei uns kann sich jeder auf den jeweils anderen verlassen“, so Franka Janßen, die einen kleinen Einblick hinter die Kulissen gibt. Zum Erfolgsrezept gehört also nicht nur das rein sportliche, sondern vor allem die Gemeinschaft und viele gemeinsame Unternehmungen. Am liebsten natürlich beides gepaart, beispielsweise mit der Feier des Titelgewinns in einem Irish Pub in Neu-Ulm, an den sich die Mannschaft gerne zurückerinnert. Und was ist sonst noch so geplant? „Wir wollen schon länger Marco in Italien besuchen und dort eine Wein-Tour organisieren“, erzählt Franka Janßen. Dies habe sich allerdings bisher noch nicht ergeben, da es an den sogenannten „Sponsorengeldern“ mangelt.
